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Persönlichkeiten von Rothenditmold

 

Ida Rose

 

Wer war diese Frau?

Ida Rose wurde am 31.12.1904 in einem kleinen Ort bei Lodz geboren.
Mit ihrem Mann und den Kindern flüchtete sie nach dem 2. Weltkrieg nach Westdeutschland. Kassel wurde die neue Heimat der Familie. Hier lebte sie viele Jahre.

Sie trug 45 Jahre Zeitungen aus, zunächst für die Kasseler Zeitung und später für die HNA.
Wenn die Arbeiter, die auf dem Rothenberg wohnten, sich zwischen 4 und 6 Uhr morgens auf den Weg zur Arbeit machten, begegnete ihnen Jahrzehnte lang eine Frau mit einem Kinderwagen. Man kannte sie, und wusste, das ist Frau Rose, die Zeitungszustellerin.
Frau Rose war laut HNA die älteste Zeitungszustellerin Deutschlands. Noch mit 96 Jahren steckte sie ihren Kunden auf dem Rothenberg stets zuverlässig die tägliche Zeitung in die Briefkästen.

Sie beschrieb zwar, dass es anfänglich recht beschwerlich gewesen sei, jeden Morgen so früh Zeitungen auszutragen, später sei es dann aber zur Routine geworden. Sie berichtete, dass sie im Winter oft bei Schnee und Eis auf allen “Vieren“ kriechend, die Briefkästen erreicht habe. Mit ihrem alten, umfunktionierten Kinderwagen absolvierte sie Tag um Tag ihre Tour auf dem Rothenberg. Für den täglichen Rundgang benötigte sie jeweils zwei bis drei Stunden. Das alles tat sie natürlich nicht nur aus Freude an der frühen Bewegung, sondern es war schon erforderlich durch eine solche Tätigkeit, die knappe Rente etwas aufzubessern.
Gefragt, ob sie so früh und im Dunkeln keine Angst hatte,sagte sie: “Ich und Angst, vor wem denn?" In all den Jahren war sie nie ernsthaft krank, “frische Luft und Bewegung haben mich fit gehalten". Eingehüllt in einem dicken Mantel, eine gelbe Wollmütze auf dem Kopf, versorgte sie so ihre ca. 180 Kunden auf dem Rothenberg. Viele Leute kannten und mochten sie.
Frau Rose hat noch als über Hundertjährige das Weltgeschehen in der Zeitung und im Fernsehen verfolgt. Besonders interessiert war sie an den Spielen von Bayern München.
Als die 'Alterszipperlein' zunahmen, musste sie mit 96 Jahren aufgeben. Sie verzog zur Tochter nach Werl, wo sie ihren Lebensabend verbrachte.

Auf dem Rothenberg sprechen die älteren Bewohner noch heute von ihrer Zeitungsfrau, Ida Rose.

Text: Ottokar Knierim

Fritz Otto

 

Acht Musiker gründeten 1967 das Fanfarenkorps des Karnevalvereins Herkules . Ihr Ausbilder war Fritz Otto, der in jungen Jahren Trompete zu spielen gelernt hatte. Er übernahm auch den Vorsitz des neu gegründeten Vereins, der sich ständig vergrößerte.
Als der Karnevalverein Herkules Rothenditmold verließ, blieb der Bläserchor Rothenditmold erhalten. Bis heute ist die Gaststätte des Eisenbahnschrebergartens an der Wolfhager Straße das Vereinsheim.

Fritz Otto war ein vielseitiger Musiker der verschiedene Instrumente spielte. Er war Gestalter, Arrangeur, Solist, der die anstehenden Aufgaben bis ins Detail organisieren konnte. Er regelte die Finanzen ebenso, wie die Beschaffung von Instrumenten und Uniformen. Seine Frau Elisabeth half und unterstützte ihn bei allen Vorhaben. Auch seine beiden Söhne waren aktive Mitglieder im Fanfarenzug.

Über die Stadtgrenzen hinaus waren die Musiker aus Rothenditmold bekannt. Sie traten bei Festumzügen, Bürgerfesten, Familienfeiern, Platzkonzerten, Ehrungen u.ä. auf. Höhepunkte des musikalischen Wirkens waren Auftritte bei den Auslandsaufenthalten. So spielten sie in London, Paris, Budapest, in New York, Philadelphia und Las Vegas. Besonders beeindruckend war die Teilnahme an der German-American Steuben Parade, dem traditionsreichen jährlichen Umzug, der jeweils am dritten Samstag im September auf der Fifth Avenue in New York City stattfindet. Die Parade ist eines der größten Ereignisse im deutsch-amerikanischen Festkalender. Wenn man so will, waren die Musiker aus Rothenditmold Botschafter Kassels und natürlich auch von Rothenditmold.

Fritz Otto gab die musikalische Leitung an seinen Sohn Alfred weiter. Für sein Wirken, sein uneigennütziges Engagement erhielt Fritz Otto zahlreiche Ehrungen, so auch den Ehrenbrief des Landes Hessen.

Am 19.10.1997 verstarb Fritz Otto ein Jahr nach seiner Frau Elisabeth.

Mit ihm ging ein, in Rothenditmold und darüber hinaus beliebter Mitbürger von uns.
Den Fanfarenzug und Musikzug Rothenditmold lebt weiter. Er wurde 2002 in “Drum und Brass Band Kassel 1967 g.V.“ umbenannt.

Text: Ottokar Knierim

Valentin Traudt

 

1901 wurde in Rothenditmold die neue Schule an der Wolfhager Straße eingeweiht, zunächst nur der Westflügel. Die kleinen, bisher in mehreren Gebäuden untergebrachten Schulstandorte wurden aufgegeben.

1902 holte der damalige Rektor Henck den 36-jährigen Reformpädagogen Valentin Traudt 1902 an die Rothenditmolder Schule. Traudt war bis dahin 17 Jahre lang als Lehrer in Rauschenberg tätig. Der bei den Rothenditmolder Bürgern und Schülern gleichermaßen beliebte Lehrer war ein großer Gewinn. Zusammen mit Rektor Henck verfasste er reformpädagogische Schriften. Dazu gehörten Titel wie “Fröhliches Lernen, Schafft frohe Jugend und Schaffen und Wirken“.
Schon 1895 hatte er die “Auslese Hessischer Gedichte“ zusammengestellt. Zur Tausendjahrfeier der Stadt Kassel 1913 schrieb Traudt den Text für das “Weihelied“.
Valentin Traudt blieb bis 1922 in Rothenditmold und wurde danach Konrektor an der Mädchenschule 28 in der Holländischen Straße. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung.

Traudt wohnte mit seiner Familie bis zur Ausbombung 1943 in der Wolfhager Straße 53.
Er war neben seiner Lehrertätigkeit auch ein hervorragender Heimatdichter. Bekannte und beachtete Werke waren “ Seelenliebe", "Die Bergheimer Mädels", "Lehrer Korn", "Stille Winkel“, und den Bestsellerroman “Die Leute von Burgwald“. Viele andere Veröffentlichungen folgten.
Das Pädagogische, die schriftstellerische Tätigkeit, das waren Teile einer umfassend engagierten Persönlichkeit, hinzu kam aber auch sein furchtloses Eintreten für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit.

1917 trat er, während des 1. Weltkriegs, in die sozialdemokratische Partei ein. Traudt wurde Stadtverordneter in Kassel und zog für die SPD in den preußischen Landtag ein. Er schrieb einen Kriegsroman, in dem er deutlich auf die Zustände während des 1. Weltkriegs in Kassel Bezug nahm. Für das das sozialdemokratische “Kasseler Volksblatt“ redigierte er die Beilagen.
Traudts schriftstellerische und politische Tätigkeit erfuhr 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine jähe Unterbrechung. Die Nazis schwiegen ihn tot.
Bis zur schrecklichen Bombennacht am 23. Oktober 1943 wohnte Valentin Traudt weiter mit seiner Familie in Rothenditmold. Die Familie zog dann nach Flechtdorf bei Korbach. Hier schrieb er 1946 noch einmal einen Kriegsroman,“Jahre der Schmach“, in dem er die Erlebnisse der letzten Jahre verarbeitete.

Am 15. März 1950 starb Traudt in Flechtdorf.

“Wir können stolz sein, auf solch einen so berühmten und aufrichtigen Rothenditmolder Mitbürger“, so hat es Ottokar Knierim, der langjährige Rothenditmolder Ortsvorsteher, einmal formuliert.

Zwei Institutionen tragen in Kassel seinen Namen: “Die Valentin Traudt Schule“ in Rothenditmold und das “Valentin Traudt Haus“ am Daspel in Harleshausen


Quellen: Privatarchiv Knierim
Bearbeitung: Volkhardt Strutwolf

Kurt Pahl

 

Am 2. Februar 1988 starb der Ehrenvorsitzende des Spielverein 06, Kurt Pahl im Alter von 83 Jahren.

In der Todesanzeige hieß es: “Seine Liebe gehörte der Familie, der Jugend und dem Sport“. Anlässlich seines 70. Geburtstags beschrieb ihn die örtliche Presse als einen Mann der besten Schule und dass, wenn jemals die Chronik des Kasseler Fußballs geschrieben werde, dann müsse dort über Kurt Pahl ein wichtiges Kapitel geschrieben werden müssen.

Als aktiver Fußballer hatte er selbst 20 Jahre in der ersten Manschaft des Spielverein gespielt. Er begleitet wichtige Funktionen als Trainer, Vorsitzender des Sportausschusses, als Vorsitzender, Jugendleiter, Vorsitzender des Ältestenrates, als sachkundiger Bürger in der Sportkommission der Stadt Kassel. Kurt Pahl leitete 21 Jahre des Spielverein 06.
Er wurde nicht nur als profunder Kenner in sportlichen Fragen anerkannt, darüber hinaus wurde er auch deshalb geschätzt, weil stets auch mit dabei war, wenn es um praktische Dinge, wie den Bau des Clubhauses und den Ausbau der Sportanlage ging.

Für sein Engagement erhielt er zahlreiche Ehrungen, so u.a. die goldene Ehrennadel des Hessischen Fußballverbands, die silberne Ehrennadel des Landessportbunds, die goldene Sportplakette der Stadt Kassel.
Von 1970 bis zu seinem Tode übte Kurt Pahl bei “seinem Spielverein 06“, für dessen guten Ruf er über die Stadtgrenzen hinaus viel beigetragen hat, das Amt des Ehrenvorsitzenden aus.

Text: Ottokar Knierim

Holger Börner

 

* 7. Februar 1931 in Kassel; † 2. August 2006 in Kassel
Kasseler SPD Politiker.

Von 1967 bis 1972 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr (ab 1969 beim Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen) und von 1976 bis 1987 Ministerpräsident des Landes Hessen.

Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule erlernte Börner nach dem Krieg den Beruf des Betonfacharbeiters. Eigentlich wollte er Journalist werden, entschied sich aber für einen Beruf, bei dem er schneller Geld verdienen konnte. Er engagierte sich schon früh in der Gewerkschaft und war zuletzt Betriebsratsvorsitzender eines Kasseler Bauunternehmens, für das er auch als Hilfspolier tätig war. Börner war seit 1950 verheiratet und hatte drei Kinder.

Von 1956 bis 1972 war Börner Mitglied der Kasseler Stadtverordnetenversammlung und führte dort von 1960 bis 1969 die SPD-Fraktion.

Börner wurde bei der Bundestagswahl 1957 als damals jüngster Abgeordneter mit 26 Jahren in den Deutschen Bundestag gewählt. Hier war er 1965 bis zum 21. Juni 1967 (als damals jüngster Ausschussvorsitzender) und 1972 bis 1976 Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Er gehörte dem Bundestag bis 1976 an. Holger Börner ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Kassel in den Deutschen Bundestag eingezogen.

Holger Börner wohnte einige Zeit mit seiner Familie in Rothenditmold, in einer Wohnung über der städtischen Kindertagesstätte an der Marburger Straße. Es handelte sich um die Dienstwohnung seiner Frau Carola, die dort als Leiterin tätig war.

Quellen: Wikipedia u. Privatarchiv Knierim
Bearbeitung: Volkhardt Strutwolf

Schwester
Anna Wiegand

 

Seit 1897 gab es in der Ev. Kirchengemeinde Rothenditmold Diakonissen, die in einer Schwesternstation im Wegmannschen Marienheim ihren Sitz hatten. Sie betreuten hilfsbedürftige und kranke Menschen von dort aus bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Wechsel kamen immer neue Schwestern. Eine von ihnen war Schwester Anna Wiegand.

Sie kam 1913 aus dem Mutterhaus zu ihrem ersten Einsatz nach Rothenditmold, wo sie auch bis zu ihrem Lebensende blieb. Sie war im Ort ständig unterwegs, besuchte Kranke und hilfsbedürftige Menschen, war überall bekannt und sehr beliebt. 1963 feierte sie ihr goldenes Schwesternjubiläum. Bis zu ihrem Ruhestand leistete sie 47 Jahre ihren nicht immer leichten Schwesterndienst in Rothenditmold. Morgens noch bei Krankenbesuchen, verstarb sie am 28. August im 77. Lebensjahr ganz plötzlich.

Sie lebte ununterbrochen 51 Jahre in Rothenditmold. Ihr Ableben wurde in Rothenditmold als Verlust eines lieben Menschen empfunden. Auf dem Wehlheider Schwesternfriedhof fand sie ihre letzte Ruhe.

Quelle: Auszug aus der Kirchenchronik der Ev. Philippus Kirchengemeinde

Schwester Oberin
Hermine Enders

 

 

Am 22.1.1913 eröffnete der Fuldaer Orden “Schwestern vom heiligen Vinzenz vom Paul“ das von Fabrikanten Peter Wegmann geförderte Marienkrankenhaus in Kassel Rothenditmold. Überwiegend waren Ordenschwestern als verantwortliches Personal hier tätig. Als Leiterin fungierte stets eine Oberin.

Besonders ist den Rothenditmoldern und darüber vielen Patienten des Marienkrankenhauses die Schwester Oberin Hermine Enders in Erinnerung geblieben. Über 30 Jahre war Schwester Hermine im Marienkrankenhaus tätig, sie starb überraschend am 5.5.2006 im Alter von 78 Jahren. Noch am Vortage hatte sie, wie immer, rund 14 Stunden gearbeitet. Ein Jahr zuvor hatte Schwester Hermine ihr fünfzigstes Ordensjubiläum begangen.

Der leitende Chefarzt des Marienkrankenhauses Prof. Dr. Martin Konermann würdigte die Oberin als Seele des Marienkrankenhauses, deren Tod einen großen Verlust für die Klinik bedeute: “Sie war immer ansprechbar, hilfsbereit, bescheiden und hat sich stets um alles gekümmert“, beschrieb sie Prof Konermann. Oft habe sie gesagt, dass sie halt da sei, wo es brennt. Sie lebte getreu dem Motto der Vincentinerinnen: “Liebe in der Tat“.

Schwester Oberin Hermine Enders fand in Rothenditmold, dem Stadtteil in dem sie so lange gelebt und gearbeitet hat, auf dem für Schwestern vorgesehenen Teil des Friedhofs ihre letzte Ruhestätte. Für alle die sie kannten, bleibt sie ein Vorbild.

Text: Ottokar Knierim

Max Mayr

 

Am 3. Januar 1896 wurde Max Mayr in Kempen / Allgäu geboren.

Mit 14 Jahren kam er nach Kassel. Bei der Firma Henschel erlernte er den Beruf des Drehers.
Mayr war Soldat im ersten Weltkrieg wo er den Wahnsinn der menschenverachtenden militärischen Auseinandersetzungen erlebte. Er sah wie hunderttausende jungen Menschen auf beiden Seiten sinnlos in den Tod getrieben wurden. Diese Erfahrungen veranlassten ihn, gegen Krieg, Gewalt und Unterdrückung anzukämpfen. Er wurde Gewerkschaftsmitglied, trat der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) bei, später dem Internationalen Kampfbund (ISK).

Mit großem Idealismus vertrat er seine Überzeugungen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bedeutete große, auch persönliche Gefahren für den gebildeten Arbeiter Max Mayr. Dabei erstreckte sich sein Widerstand gegen die, durch die Nazis neu geschaffenen Strukturen am Arbeitsplatz und im Alltag, eher auf kleine subversive Boykottaufrufe mit Klebebildchen in Zigarettenschachteln oder in Telefonzellen. Seine Aktivitäten blieben der Gestapo nicht verborgen.

1936 wurde er verhaftet und zunächst wegen Hochverrats zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die verbüßte er im Zuchthaus Wehlheiden. Prozessbeteiligter war damals auch der aus Kassel stammende, spätere Vorsitzende des Volksgerichtshofs, Roland Freissler.
Nach Ablauf der Haftzeit verschleppte die SS Max Mayr 1938 in das neu errichtete Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Schon bald wurde Max Mayr als sogenannter Funktionshäftling einer der Lagerschreiber. Er konnte, verbunden mit großen persönlichen Risiken, anderen Inhaftierten helfen. Etliche verdanken ihm sein Leben, so auch der später in den Nachkriegsjahren sehr bekannte Journalist Eugen Kogon.
Max Mayr hat seine Erinnerungen an die Zeit in Buchenwald unter dem Titel “Mayr ans Tor“ niedergeschrieben. Sie befinden sich heute im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Im April 1945 befreiten amerikanische Soldaten Max Mayr und seine Mithäftlinge, nach dem die SS Wachmannschaften kurz vorher geflüchtet waren. Er kehrte nach Kassel zurück und fand im zerstörten Rothenditmold eine neue Bleibe.

1950 heiratete er sein langjährige Weggefährtin Margarete Eichenberg, später Grete Mayr-Eichenberg. Sie war ebenfalls politisch engagiert. Sie war Stadtverordnete und später lange Jahre ehrenamtliche Stadträtin. Daneben war sie Vorsitzende des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt in Kassel.

Vom damaligen Regierungspräsidenten Fritz Hoch wurde Max Mayr die Leitung des Wiedergutmachungsdezernats im Regierungspräsidium Kassel übertragen. Hier arbeitete er bis zu seiner Pensionierung.

In Rothenditmold wurde May Mayr wieder politisch aktiv. Er war Mitbegründer des wieder erstandenen SPD Ortsvereins Rothenditmold, in dem er 15 Jahre als Vorsitzender tätig war. Ebenso engagierte er sich für die Arbeiterwohlfahrt. Ohne seine Initiative, seinen unermüdlichen Einsatz, wäre der Wiederaufbau der Rothenditmolder Schule nicht gelungen. Er selbst packte fest mit an, beseitigte Trümmerschutt und reinigte Ziegelsteine.
Max Mayr war von 1948 bis 1991 für die SPD Mitglied in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung. In Schulen, Jugendverbänden und anderen Organisationen war er als Referent und als Zeitzeuge für die Geschehnisse in der Nazizeit sehr gefragt.
Wegen seiner Verdienste erhielt er 1979 die “Leuschner Medaille“, die höchste Auszeichnung des Landes Hessen.
1961 schied Max Mayr als Oberregierungsrat aus dem Berufsleben aus. Er war danach ein fleißiger Kleingärtner im Gartenverein Rothenberg.

Drei Jahre nach seiner Frau starb Max Mayr am 14. September 1985 im Alter von 89 Jahren in seiner Wohnung in der Frankenberger Straße 2. Am Haus ist eine Gedenktafel angebracht, die an den Widerstandskämpfer Max Mayr erinnert. Der Platz vor dem Marienkrankenhaus auf den Rothenberg trägt seit einigen Jahren den Namen “Max Mayr Platz".

Der ehemalige hessische Ministerpräsident Holger Börner, langjähriger Weggefährde und Freund von Max Mayr, hat in einer würdevollen Trauerrede sein Leben und sein persönliches Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und gegen Gewalt eindrucksvoll gewürdigt.

Text: Ottokar Knierim und Volkhardt Strutwolf

Wilhelm Maria Spieker
(BruderArkadius Maria)

 

wurde als Sohn eines Lok-Hilfsheizers und seiner Ehefrau am 10. November 1910 in der Wolfhager Straße 97 in Rothenditmold geboren.

Seine Eltern erzogen Wilhelm Spieker zu einem tiefgläubigen Menschen, den es drängte, Christi Reich auf der weiten Welt zu verbreiten. So verließ er schon in jungen Jahren sein Elternhaus und trat ins Juvenat der Schulbrüder in Kirnach-Villingen im Schwarzwald ein, wo er seine schulische Ausbildung erhielt.
Nach vier Jahren kam er ins Noviziat in Bad Honnef am Rhein, um sich ins Ordensleben eines Schulbruders einführen zu lassen (1927). Nach der Noviziatszeit studierte er im Scholastikat in Kirnach-Villingen, im damaligen Mutterhaus der Schulbrüder der Deutschen Ordensprovinz. Da er sich für die Mission entschieden hatte, wurde Bruder Arkadius Maria in die Ordensprovinz Penang (Malaysia) versetzt.
Dort erhielt er zunächst eine englische Lehrausbildung und unterrichtete in den unteren Klassen. Wegen Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam er nach Manila auf den Philippinen ins Kolleg De La Salle. Aufgrund seiner guten englischen Sprachkenntnisse konnte er die Studenten des ersten Semesters unterrichten. Zusätzlich hatte er noch Stunden in der Oberschule.
Als Lehrer und “Apostel des Katechismus“ besaß er großen Einfluss auf die Schüler, die ihn schätzten und liebten.

Einzelheiten über seine letzten Stunden gibt es nur wenige. Er wurde im Kellerflur von einem Japaner mit dem Bajonett brutal zusammengeschlagen, so dass sein Hirn sichtbar wurde. Der Hausgeistliche, P.Cosgrave, spendete ihm noch die Krankensalbung. Er bezeugte, dass er den Bruder noch für seine Mörder beten hörte. Fast zwei Tage siechte er dahin und musste fürchterliche Qualen ausgestanden haben, bis er endlich von seinem Leiden erlöst wurde.

Er starb im 35. Lebensjahr, im 18. Jahr seines Ordenslebens 1945.

Im Pfarrhaus auf dem Rothenberg war er nicht bekannt, in den Häusern von Rothenditmold leider schon fast vergessen.

Einem Hinweis eines alten "Rothenbergers" im Jahre 2009 verdankt die Kirchengemeinde St. Joseph die Erinnerung an einen mutigen jungen Mann aus unserem Stadtteil. Den Spuren wird seither nachgegangen.

Quelle: katholische Kirchengemeinde St. Joseph, Kassel Rothenditmold,
Bearbeitung: Volkhardt Strutwolf